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Flüchtlings-Unterbringung: Freie Wähler fordern Containerwohnungen in allen Rottweiler Teilorten

 
„Flüchtlingen aus Ländern, die vom Krieg erschüttert sind, eine warme, sichere und freundliche Unterkunft zu bieten ist ein Akt von Menschlichkeit und Verpflichtung jeder wohlhabenden Gesellschaft. Im selben Moment ist es aber auch eine große Herausforderung für jede Regierung kurzfristig und innerhalb eines verfügbaren Budgets zu reagieren. CONHOUSE bietet schnell verfügbare Lösungen für diese Anforderungen.“ Das schreibt der Nürnberger Wohncontainer-Hersteller Conhouse über dieses Beispiel einer „Asylbewerber-Unterkunft.“ Foto: Conhouse

Ob „Asylbewerber Appartments“, „Modular Smart Homes“, „Wohnkuben mit modularer Bauweise“ oder im internen Sprech mitunter auch „Asylanten Unterkunft in Baden-Württemberg“ – es sind aufgepeppte Wohncontainer, die nun die Rottweiler Freien Wähler (FWV) für die Unterbringung von Flüchtlingen fordern. Keine „Hasenställe“ seien es, sagen sie. Für alle Stadtteile sollen die Containerwohnungen kommen, gleichmäßig verteilt, mit vielleicht 20 Bewohnern jeweils. Darauf lautet ein Antrag, den der Gemeinderat bald diskutieren soll. Auch soll eine Bürgerversammlung zum Thema beschlossen und angesetzt werden.

FWV-Sprecher Dr. Martin Hielscher und -Mitglied Jörg Stauss sehen in den teils schick bunt lackierten Containern eine „Unterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge, die sich nicht hinter den klassischen Lösungen zu verstecken braucht.“ Entsprechend hat ihre Fraktion beantragt, Containerdörfer zu schaffen, statt Millionen für den sozialen Wohnungsbau auszugeben, die die Stadt nicht habe.

Hintergrund ist offenbar, dass sich Rottweil absehbar auf eine unklare Zahl von Flüchtlingen mit Bleibestatus einstellen müsse. Um diese wirksam integrieren zu können, brauche es kleine Einheiten der Unterbringung. Dezentral, nicht massiert, so Hielscher. Insofern sei das Wort „Containerdörfer“ falsch. Es seien kleinere Wohneinheiten mit vielleicht 20 Flüchtlingen.

Schon die Stadtratsfraktion der Grünen hatte sich mit einem Antrag an die Stadtverwaltung gewandt. Die solle doch prüfen, inwiefern für die Unterbringung von Flüchtlingen und für den sozialen Wohnungsbau Wohnmodule des Freiburger Architekten Rolf Disch eingesetzt werden könnten. Als Alternative zu Containern handelt es sich hierbei um Wohnmodule in Energieplus-Bauweise aus Massivholz.

Die Einen wollen Container, die Anderen nicht – da ist steckt Diskussionsstoff drin.

Schöne, neue Container-Haus-Welt: Solche "Asylbewerber-Appartments" - sie sollen aus jeweils vier dieser einzelnen Container bestehen - stellt Conhouse aus Nürnberg her.
Schöne, neue Container-Haus-Welt: Solche „Asylbewerber-Appartments“ – sie sollen aus jeweils vier dieser einzelnen Container bestehen – stellt Conhouse aus Nürnberg her.

Hielscher schreibt entsprechend in einem Brief an Oberbürgermeister Ralf Broß: „Die Fraktion der Freien Wähler beantragt, die Unterbringung der Flüchtlinge dezentral in allen Bezirken der Stadt sowie ihren Teilorten, anteilsmäßig gerecht nach Einwohnerzahl, in einem umfassenden Konzept zu planen.“

Außer einem Gebiet: „Der Hegneberg kommt für uns für den Bau von Flüchtlingsunterkünften nicht in Betracht.“ Mit einer Stimmenanteil bei der jüngsten Landtagswahl von 39,4 Prozent für die sogenannte „Alternative für Deutschland“, die AfD, ist Flüchtlingsfeindlichkeit in dem Problemstadtteil gut messbar. Die FWV formuliert es so: „Aus sozialen Gründen lehnen die Freien Wähler die Bebauung des Hegneberges ab, da wir hier ganz konkret soziale Verwerfungen befürchten müssen. Mehrere Gespräche haben uns in dieser Auffassung bestärkt.“

Andererseits glaubt die Fraktion,  dass die Flüchtlingsunterbringung dezentral stattfinden sollte, um Integration überhaupt erst zu ermöglichen. Deshalb müssten die zu treffenden Maßnahmen breit gestreut sein und jeden Stadtbezirk und jeden Teilort gleichermaßen betreffen, heißt es in dem Antrag.

Beispiel einer Wohnsiedlung für Flüchtlinge, hier für 160 menschen. Conhouse nennt dies eine "Asylanten Unterkunft in Baden-Württemberg." Foto: Conhouse
Beispiel einer Wohnsiedlung für Flüchtlinge, hier für 160 Menschen. Conhouse nennt dies eine „Asylanten Unterkunft in Baden-Württemberg.“ Foto: Conhouse

Die Freien Wähler hatten zuletzt gefordert, ein leer stehendes, im städtischen Besitz befindliches Haus in der Bahnhofstraße abreißen zu lassen, um dort endlich dringend benötigte Parkplätze anbieten zu können. Nun argumentieren sie, dass es „sämtliche finanziellen Möglichkeiten“ der Stadt sprengen, „in der aktuellen Haushaltssituation … mit absehbarer millionenschwerer Neuverschuldung in den kommenden drei Jahren  weitere Millionen für Erwerb und Ertüchtigung von Immobilien auszugeben.“ Die Planung von Wohnungen im Rahmen der Flüchtlingsunterbringung nach aktuellem Standard des sozialen Wohnungsbaus der Stadt sei „nicht angezeigt“.

Es gehe auch anders. Längst hat der Markt auf den Bedarf an schnellen Flüchtlingsunterkünften reagiert und bieten Firmen eben „Asylbewerber Appartments“, „Modular Smart Homes“ oder „Wohnkuben mit modularer Bauweise“ an. Das sehen die Freien Wähler in Rottweil als Alternative zum sozialen, selbst finanzierten Wohnungsbau: „Wir können uns … die Unterbringung in speziellen Wohnkuben, die über die ausreichende Quadratmeterzahl pro Person verfügen und nach ökologischen Standards gefertigt wurden, gut vorstellen.“ Diese Lösung sei örtlich nicht gebunden, flexibel, günstig und ließe sich auch anmieten. Selbst ein Kauf von diesen Wohneinheiten käme nur auf ein Drittel der Kosten, die bei einem Neubau nach Planung der Stadtbau Rottweil pro Person anfallen würden, rechnen die Freien Wähler vor.

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Von privaten Besitzern zum Kauf angebotene Gebäude und Flächen im gesamten Stadtgebiet sollten von der Stadtverwaltung auf Eignung geprüft werden, heißt es in dem Schreiben der Freien Wähler weiter. „Eine Ertüchtigung der Gebäude sollte vorrangig in die Hände von privaten Investoren gelegt werden. Diese Praxis wird mittlerweile in vielen anderen Städten praktiziert. Die vorgelegten Finanzierungsmodelle müssen selbstverständlich im Gemeinderat diskutiert werden“, so der Antrag.

Auch fordern Hielscher, Stauss und Co.: Um zu vermeiden, daß bestimmte Bezirke der Stadt oder deren Teilorte unverhältnismäßig hoch in Anspruch genommen werden, sollte in einem Gesamtkonzept die Integrationsfähigkeit jedes Teilortes und jedes Bezirkes geprüft werden.

„Uns ist bewusst“, schreiben sie, „dass die nunmehr anstehende Wohnraumversorgung die Flüchtlingskrise für alle Einwohner greifbarer , spürbarer und offensichtlicher macht.“ Die Freien Wähler sehen es daher als „absolut zwingend an, dass über eine so grundsätzliche Frage wie der, der Wohnraumbeschaffung und Integration von Flüchtlingen, also einer Frage, die das Alltagsleben aller Rottweilerinnen und Rottweiler tagtäglich berühren wird, nicht nur im Gemeinderat diskutiert wird.“

Sie beantragen daher, das Vorhaben im Rahmen einer Bürgerversammlung, unter Hinzuziehung von Experten, mit den Bürgern zu diskutieren.

Das Angebot eines Herstellers dieser Wohncontainer haben die Freien Wähler schon aufbereitet und heben sie nun hervor. Freilich nennt die Firma Conhouse die Container nicht so, sondern „Appartements“ und „designorientierte und qualitativ hochwertige Modulhäuser“. Und der Freie Wähler Stauss argumentiert: „Wir sollten uns von dem Gedanken lösen, dass es bei heutigem modernen, modularen Appartements um irgendwelche ‚Container‘ geht. Bei modularen Bauten werden statt Betondecken und Wänden mit Außenputz, Sandwichpaneele verwendet, die keine zusätzliche Fassade benötigen. Die Innenwände sind in der traditionellen Ausführung Gipskarton mit Tapete oder Anstrich. Bei der Modulbauweise werden die Innenwände zuerst mit Grob(OSB) Spanplatten beplankt, bevor der Gipskarton verwendet wird. Untersuchungen besagen, dass bereits der Gipskarton ausreicht, um ein angenehmes Raumklima zu erhalten.“

Die Firma schreibt über sich:

CONTAINER+HOUSE = CONHOUSE Wir nutzen die Vorteile aktueller Container-Systeme und upgraden sie zu einer neuen Häuser-Kategorie Allerhöchste Qualität, Top Wärme-, Schall- und Brandschutz. Aktuelles Design, stylish und modern.

Die Maße eines dieser Module, derer vier zu einem „Asylbewerber-Appartement“ zusammengeschraubt werden sollen und so 60 Quadratmeter Wohnfläche in vier „Zimmern“ ergeben, sind nahezu identisch mit denen eines Standard-Iso-Seecontainers der Länge 20 Fuß. Die Abweichung beträgt wenige Millimeter.

"Hier lebt eine ältere Dame seit zwei Jahren glücklich und zufrieden." Foto: Fa. Conhouse
„Hier lebt eine ältere Dame seit zwei Jahren glücklich und zufrieden.“ Fotos: Fa. Conhouse

dame2Stauss präsentiert daher Bilder eines modularen Appartements: „Hier lebt eine ältere Dame seit 2 Jahren glücklich und zufrieden.“

Er schlussfolgert: „Wir können uns sehr gut vorstellen, dass die Unterbringung der Flüchtlinge mit Bleiberecht in speziellen Wohnkuben mit modularer Bauweise umgesetzt wird, die über die ausreichende Quadratmeterzahl pro Person verfügen und nach ökologischen Standards gefertigt werden.“

Der Einzelhändler und Unternehmer Stauss rechnet vor: Die Kosten von modularen Appartements hängen vom gewünschten Standard ab. Am Besten lässt sich die Antwort über den Preis pro Quadratmeter errechnen. Je kleiner die Einheit desto höher der Preis pro Quadratmeter. Die Wahrheit liegt vermutlich bei ca.1200 Euro ohne Inneneinrichtung. Für die Inneneinrichtung … kommen ca. 200 Euro/qm dazu. Darin ist nicht enthalten: Fundament, Hausanschlüsse (Erschließung), Transport (hängt von den Formaten der Module ab). Wenn man also bei 50 Menschen von 600 qm ausgeht, kommt man ohne Einrichtung auf 720.000 Euro und mit Einrichtung auf 840.000.

Und das in einem vernünftigen Standard, …also keine Hasenställe.

Gegen Aufpreis sind Niedrigenergiehäuser, Plus Energie Gebäude, Photovoltaikanlagen, oder
auch Holzfassade erhältlich. Photovoltaikanlage Dachfläche ca. 250 Euro/qm .

 

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